Hört man einen Menschen in einer fremden Sprache sprechen, kann man dennoch hinter den Worten den gefühlsmäßigen Ausdruck verstehen; man kann zum Beispiel spüren, ob der andere einfach nur Wörter aneinanderreiht, ob er etwas feststellt, inständig um etwas bittet oder protestiert. Ähnlich ist es bei der "Sprache" Musik. Die lebendige Ordnung, der sie folgt, liegt hinter den Noten und wird von jedem verstanden, ohne daß dazu eine besondere Begabung oder musikalische Ausbildung erforderlich wäre.
Musik spricht uns an, wenn sie lebendig und erfüllt musiziert wird. Das hängt in erster Linie davon ab, ob für den Musizierenden die Musik in diesem Moment wieder neu entsteht, ob er beim Spielen lauscht und dem Fluß der Musik folgt.
Jedes Kind stammelt, stottert und probiert so lange, bis es sich in seiner Muttersprache ausdrücken kann. Wer die Sprache Musik erlernt, beginnt jedoch meistens mit dem Abspielen von Noten. Das ist so ähnlich, als würde man einem Kind beibringen, aus einem Buch zu lesen, bevor es überhaupt sprechen kann.
Heinrich Jacoby (Musiker und Pädagoge, 1889-964) zeigt in seinem Buch "Musik - Gespräche, Versuche", wie es auch für einen Erwachsenen möglich ist, Musik wie eine Muttersprache zu erlernen. In dem Seminar möchte ich einen Eindruck von der Idee und Arbeit Jacobys vermitteln. Wir werden verschiedene Musikstücke anhören und unterschiedliche Musikinstrumente ausprobieren. Bitte ein Lieblings-Musikstück (auf CD oder Kassette) mitbringen.
Leitung: Verena Tillessen