In Rostock, Hoyerswerda und vielen anderen Orten zeigen sich ähnlich menschenverachtende Verhaltensweisen wie im Dritten Reich und lassen die Frage aufkommen, ob wir nichts aus der Katastrophe gelernt haben. Hat die Generation, die eine demokratische Schulung erlebte, die während der sozial-liberalen Koalition "mehr Demokratie wagen" wollte und die im Wirtschaftswunder zu großer wirtschaftlicher und sozialer Sicherheit gelangte, diesen Ausschreitungen nicht mehr entgegenzusetzen als einige Demonstrationen und Lichterketten?
Kann eine demokratische und liberale Haltung überhaupt so gelehrt und geübt werden, daß sie immer, auch in Krisen, für eine große Menge Menschen selbstverständlicher Handlungsimpuls ist?
Dieser grundsätzlichen Frage und auch Fragen zum persönlichen Umgang mit politisch motivierter Gewalt soll in diesem Seminar nachgegangen werden. Wie verhalten wir uns z.B., wenn wir selbst Zeuge solcher Gewalttaten werden? Was antworten wir Jugendlichen, die in Jugendzentren, Parks und Schulen viel unmittelbarer der Gewalt ausgesetzt sind, wenn sie uns um Rat fragen?
Leitung: Gudrun Seemann