Ist Selbstmord ein Freitod

In unserer heutigen Welt erscheint alles machbar, sogar der eigene Tod. Immer mehr Jugendliche versuchen sich umzubringen, alte Menschen neigen vermehrt zu gewalttätigen Formen des Selbstmords.
Unser Entsetzen darüber ist meist eher vordergründig; dahinter lauert nicht selten ein geheimes Einverständnis mit dem Selbstmörder, der den "Mut" gehabt hat, dem allgemeinen Lebensgefühl von Sinnlosigkeit ein sichtbares Ende zu setzen.
Selbstmord ist keine gesellschaftliche Erscheinung, der der einzelne Mensch zwangsläufig und wehrlos ausgeliefert ist. Voraussetzung für einen Suizid ist eine radikal lebensfeindliche Haltung, die bei jedem betroffenen Menschen ihre gewachsene persönliche Geschichte hat und die in jeder alltäglichen Handlung ihren konkreten, individuellen Ausdruck findet.
Für den Selbstmordgefährdeten selbst ist diese Lebensfeindschaft zunächst nicht erlebbar. Sie ist wie ein gewohnheitsmäßiger Schutzmantel aus Ölzeug, an dem alles abperlt, was seine bisherige Lebenshaltung erschüttern könnte.
Helfen kann nur derjenige sich und anderen Gefährdeten, der den Schmerz der eigenen Unberührbarkeit zuläßt und den Mut zur Berührung aufbringt.

Leitung: Madlen Behrens


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