Götzendienst am Altar der Ehre

Jede Zeit hat ihre Götter. Die Lieblingsgötter aller Zeiten aber waren stets - die Menschen. Jede Fähigkeit, jede Begabung, jede Geschicklichkeit, die einen Menschen von der Mehrzahl aller anderen unterscheidet, wird dazu verwendet, Wertunterschiede zwischen den Menschen zu installieren. Mit dieser Binsenweisheit finden wir uns anscheinend immer wieder ab, vor allem jetzt, da alle Ideologien und Systeme äußerer Gleichsetzung sich praktisch als menschenverachtend herausgestellt haben: Die 'Gleicheren' unter den Gleichen waren stets auch die Blutsauger der Gleichen.
Der Drang, etwas "Besonderes" zu sein, "besser" zu sein als alle anderen, wird auch durch die härteste Sklaverei und die größte Erniedrigung nicht zerbrochen. Umgekehrt verhindert auch der größte Freiraum nicht den Wunsch, sich an Menschen zu hängen, die man verehren und vergöttern kann.
Das feingesponnene System von kleinen und großen Ehrungen, die man erhält und die man selbst verteilt, schmiert unsere gesamte zwischenmenschliche Kommunikation, von den privatesten über geschäftliche bis zu den politischsten Angelegenheiten. Ohne Ehrung läuft nichts mehr, und die kleinsten Kinder werden schon entsprechend "motiviert".
Wir wollen sehen, was übrigbleibt, wenn der Götzendienst beendet wird - und ob es ein "Leben danach' gibt.

Leitung: Klaus Dripke


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